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Stadtentwicklung
Kultur für alle

Gute Saat – reiche Ernte!

Nach der Hälfte des Förderzeitraums zieht die ProjektStadt in Kassel Unterneustadt und Bettenhausen eine erste positive Bilanz.

Der Kasseler Osten hat für die Stadt als Wirtschafts- und Wohnstandort schon immer eine große Bedeutung. Zu Unrecht ist sein Image angekratzt, denn er ist bunt, spannend und vielfältig. Stadtplanerisch wird das stets erwünschte unmittelbare Nebeneinander von Wohnen und Arbeiten – die Stadt der kurzen Wege – umgesetzt und gelebt.

Mit der documenta 8 zog dort die Kultur ein: 1987 wurde die Kulturfabrik Salzmann e. V. in einer alten Fabrik als Forum für Kunst und Kultur gegründet. 2012 aufgegeben, wurde die denkmalgeschützte Liegenschaft zum Spekulationsobjekt. Fast 35 Jahre später hat die documenta fifteen dem Gebiet einen starken neuen Impuls gegeben. Schon seit 2016 engagiert sich die Stadt gemeinsam mit der ProjektStadt für ein neues kulturelles Image: Entlang einer Achse reihen sich realisierte Projekte der freien Kulturszene, solche in Umsetzung oder noch geplante. Zum großen Teil werden sie mithilfe der Städtebauförderung oder mit Mitteln aus dem europäischen Fonds für regionale Entwicklung (EFRE) gefördert.

Unterneustädter Grundschule

Werkstattgebäude und Turnhalle der ehemaligen Justizvollzugsanstalt wurden zu einem Gymnastikraum und zu einem Multifunktionsraum mit Mensa umgebaut. Ressourcen- und kostensparend werden sie sowohl schulisch als auch von Gruppen im Stadtteil genutzt.

Hallenbad Ost

Das denkmalgeschützte Gebäude im Bauhaus-Stil der 20er Jahre wurde 2019/2020 zum Bürokomplex umgebaut. Dank Mut und Visionen der Investoren entstanden Offices zur eigenen Nutzung sowie Praxen und Büros zur Vermietung. Die nun verschlossene Schwimmbecken-Fläche steht für Veranstaltungen zur Verfügung und war Ausstellungsort der documenta fifteen.

Haferkakaofabrik und Sandershaus

Dem Grundstück mit vier noch verbliebenen, denkmalgeschützten Gebäuden aus den Jahren 1912 bis 1938 kam die Umnutzung des neuen Verwaltungsgebäudes zugute. Seit 2017 hat sich hier mit dem „Sandershaus“ ein integrativer Ort für Gemeinschaft, Kultur, Gastronomie und Beherbergung etabliert. Diese Chance zur Veränderung hat die Stadt erkannt und 2020 im Rahmen der Städtebauförderung eine Machbarkeitsstudie beauftragt. Ziel: Koordiniert Perspektiven für den gesamten Standort der ehemaligen Haferkakaofabrik entwickeln – ohne Abverkauf einzelner Grundstücksteile, da dies das historisch zusammenhängende Areal zerstören würde. Dank Kooperation, Vernetzung und einem überzeugenden Nutzungskonzept haben historische Gebäude und Teilflächen bereits neue Eigentümer gefunden. Die documenta fifteen, die Teile des Geländes bespielt hat, hat das Interesse zur Entwicklung dieses Standorts als innovativen Ort für Arbeiten, Dienstleistung, Kultur und Grün weiter gestärkt.

Salzmann-Areal

Auch auf diesem Areal soll es nach zehn Jahren zwischen Hoffen und Bangen rund um verschiedenste Projektansätze losgehen. In dem denkmalgeschützten Industriekomplex sollen bezahlbarer Wohnraum, eine Kita, Kulturflächen sowie ein Hotel entstehen, ergänzt durch weitere rückwärtige Neubauten und umfangreiche Freiflächen.

Hochbunker und Stadtteilzentrum Agathof

Der Hochbunker in direkter Nachbarschaft zum Stadtteilzentrum wird zurzeit aus Städtebauförderungs- und EFRE-Mitteln aufwendig zu einem soziokulturellen Zentrum umgebaut – als neue Heimat der Kulturfabrik Salzmann e. V. Der Verein Klangkeller e. V. wird zweiter Hauptnutzer des Bunkers. Das Veranstaltungszentrum ist offen für weitere Nutzergruppen aus dem Stadtteil.

Rockbunker Babylon

Aus einem zweiten Hochbunker im Quartier wurde mit Mitteln der Städtebauförderung bereits ein Proberaum-Zentrum für Bands und Einzelmusiker:innen.

Geschwister-Scholl-Haus

Das Kinder- und Jugendzentrum befindet sich am Ende der Kulturachse und ist bedeutend für die Integrationsarbeit im Stadtteil. Seit Anfang 2023 wird es energetisch modernisiert, barrierefrei gestaltet, durch Anbauten wie einen Küchentrakt erweitert und der Freiraum neu gestaltet.

In der zweiten Hälfte des Förderungszeitraums wird der Fokus verstärkt auf der Entwicklung und Qualifizierung von Freiräumen liegen.

Erfreulich: Mit der Stärkung der Innen- und Bestandsentwicklung geht auch ein reduzierter Flächenverbrauch einher. Maßgeblich für den Erfolg der Projekte und Maßnahmen sind passgenaue Beteiligungsformate, die alle relevanten Akteurinnen, Akteure und Initiativen in die Entwicklung einbinden. Zudem wirbt die ProjektStadt aufgrund ihrer Expertise weitere Fördermittel für verschiedene Projekte ein und bewirtschaftet diese auch.


Clemens Exner

Projektleiter Stadtentwicklung Hessen Nord