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Stadtentwicklung
Denkmalgerechte Instandsetzung

Neuer Glanz für Gothas „gute Stube“

Hand in Hand und rund um die Uhr arbeiten Archäologen, Denkmalpfleger und Tiefbauer auf Gothas größter Baustelle im Herzen der Stadt. Die denkmalgerechte Sanierung des historischen Hauptmarkts nimmt zügig Gestalt an. 

Auf dem Hauptmarkt in Thüringens fünftgrößter Stadt ist derzeit viel los: Bauarbeiten und archäologische Ausgrabungen bestimmen das Bild vor Ort. Seit September vergangenen Jahres wird gegraben, gebuddelt, vermessen, verlegt und erneuert. Gothas „gute Stube“ ist eine Großbaustelle, bei der – im wahrsten Sinne des Wortes – kein Stein auf dem anderen bleibt. So werden Trinkwasser-, Gas- und Fernwärmeleitungen sowie Straßenbeleuchtungen und Hausanschlüsse erneuert und auf zeitgemäßen Stand gebracht. Saniert und freigelegt, kommen bald auch Abschnitte des Leina-Kanals zum Vorschein. Der ganze Platz mit dem historischen Pflaster wird nach Vorgaben des Denkmalschutzes generalüberholt. „Nach der Sanierung sollen Fußgänger über den Platz gehen können, ohne zu stolpern“, verspricht Oberbürgermeister Knut Kreuch. Um die Baustelle südlich des „Roten Rathauses“ und unterhalb von Schloss Friedenstein so schnell wie möglich voran zubringen, wird in kleinen Bauabschnitten gearbeitet. Derzeit ist die Verlegung der neuen Versorgungsleitungen in vollem Gange.

„Kleines Kapellchen“ entdeckt

Archäologen des Landesamtes für Denkmalpflege und Archäologie begleiten die Arbeiten während der gesamten Bauphase. Eine einmalige Gelegenheit, um auf geschichtsträchtigem Grund zahlreiche bisher verborgene Schätze der Residenzstadt zu entdecken und sicherzustellen. So kamen bei Untersuchungen Reste eines spätromanischen Mauerwerks aus dem 12. Jahrhundert zum Vorschein: das Fundament der alten Jakobskapelle. Das von den Experten als ein „kleines Kapellchen“ eingeordnete Bauwerk war bis zu seinem Abriss Mitte des 16. Jahrhunderts Bestandteil des Platzes. Die Verantwortlichen überlegen nun, die Eckpunkte der Jakobskapelle später im Pflaster zu erhalten und für alle sichtbar zu machen. Derzeit können die Funde von Interessierten und Neugierigen während archäologischer Führungen besichtigt werden.

»80 Prozent der Gesamtkosten werden mit Fördermitteln gedeckt, die wir akquiriert haben.«

Martin Günther, Leiter Stadtentwicklung Thüringen der ProjektStadt

80 Prozent Zuschuss für die „Altstadt Gotha“

Wenn alles nach Plan verläuft, sind die Sanierungsarbeiten bis spätestens 2022 abgeschlossen. Dann erscheint nicht nur der Hauptmarkt in neuem prachtvollem Glanz, auch Teile von Fischkeller, Pferdetränke und Schellenbrunnen präsentieren sich dann frisch restauriert im Schatten neu angepflanzter Bäume. Eine wirklich „gute Stube“, die Einwohner und Gäste zum Verweilen und Entspannen einlädt. Bis es so weit ist, müssen sich Bürger und Einzelhändler vor Ort allerdings noch etwas gedulden.

Für Anliegen der Bewohner während der Bauphase und zur Information über Funde gibt es einen eigens eingerichteten Baustellen-Stammtisch im Bürgersaal des Rathauses. Die Kosten aller Sanierungsarbeiten hat die Stadt Gotha mit insgesamt neun Millionen Euro veranschlagt. Eine Summe, die die rund 46.000 Einwohner zählende Kommune alleine nicht stemmen kann. Das Weimarer Team der ProjektStadt um Projektleiter Bernhard Schudrowitz wurde daher mit der Akquise von Fördergeldern sowie deren Betreuung und Management beauftragt. Insgesamt konnten die Stadtentwickler einen Zuschuss in Höhe von 80 Prozent der Gesamtkosten generieren. Alle Mittel werden aus dem Bund- und Länderprogramm städtebaulicher Denkmalschutz bereitgestellt. Die Förderung des Hauptmarkts ist dabei ein wesentlicher Bestandteil des Sanierungsgebiets „Altstadt Gotha“.


Dipl.-Ing. Architekt Bernhard Schudrowitz

Projektleiter Stadtentwicklung Thüringen