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Stadtentwicklung Innovationen
Quartiere neu denken

Die Zukunft planen

Zeitgemäße Stadtentwicklung braucht visionäre Ansätze auf allen Ebenen: Eine verbandsübergreifende Online-Fachveranstaltung ging aktuellen Fragestellungen auf den Grund und stellte neueste Ideen vor.

Michael Groschek, Präsident des Deutschen Verbandes für Wohnungswesen, Städtebau und Raumordnung
e. V., brachte es gleich mit seinen Eröffnungsworten auf den Punkt: "Wir sind aufgerufen, Gemeinschaft möglich zu machen. Man darf sich durch Corona nicht irre machen lassen. Soziale Distanz ist keine urbane, keine soziale Tugend. Sie ist eine Zwangsmaßnahme, die nicht zum Leitfaden von Stadtentwicklung werden darf." Starke Worte Anfang November auf der Web-Konferenz des Deutschen Verbandes für Wohnungswesen, Städtebau und Raumordnung e. V., dem Bundesverband DIE STADTENTWICKLER und der Stiftung Städte für Menschen.

Unter dem Motto: "Neue Stadtquartiere gestalten: lebendig, nachhaltig und resilient" beteiligten sich 15 Branchenexperten an der dreistündigen Online-Veranstaltung. Im Blickfeld der Akteure befanden sich dabei vor allem die derzeit entstehenden Neubauquartiere, die sich in großen innerstädtischen Brach- und Konversionsflächen, aber auch in Außenbereichen befinden. Aufgrundakuter Wohnungsknappheit konzipiert, gilt es zukünftigfür sie – neben der wirtschaftlichen Tragfähigkeit –, dem Gemeinwohl gerecht zu werden.

Wir sind aufgerufen, Gemeinschaft möglich zu machen.

Michael Groschek, Präsident des Deutschen Verbandes für Wohnungswesen, Städtebau und Raumordnung e. V.

Der Frage nach dem richtigen Maß an Freiraum und Dichte in neuen urbanen Quartieren ging Monika Fontaine-Kretschmer, Geschäftsführerin der Unternehmensgruppe Nassauische Heimstätte | Wohnstadt (NHW), in ihrer Funktion als stellvertretende Sprecherin des Bundesverbandes DIE STADTENTWICKLER nach. Sie hob den Aspekt des bezahlbaren Wohnraums hervor und unterstrich die vorrangige Verpflichtung öffentlicher Wohnungsbauunternehmen, diesen sicherzustellen. Kritik übte sie an der derzeitigen bundesweiten Einheitlichkeit der Architektur. "Wir haben qualitativ hochwertige, aber uniforme städtebauliche Quartiere, die austauschbar und damit nicht attraktiv sind." Sie regte an, Baustoffe einzusetzen, die regional typische Besonderheiten in der Gebäudearchitektur stärker zum Vorschein bringen. Eine weitere Überlegung sei es, auf große, unbelebte Grünflächen zu verzichten und stattdessen viele kleine Areale anzulegen, um die unterschiedlichen Nutzungsanforderungen der zukünftigen Bewohner zu erfüllen. Auch Dachflächen böten für die Freiraumplanung der Zukunft interessante Orte der Begegnung. Wie in südlichen Ländern könnten Menschen so auf kleinen attraktiven Plätzen zusammenkommen und Quartiere nachhaltig belebt werden.