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Bauen & Modernisieren Nachhaltigkeit
Klimaneutralität bis 2050

Wir sind fit für die Langstrecke nach morgen

Als erstes deutsches Wohnungsunternehmen hat die Unternehmensgruppe Nassauische Heimstätte | Wohnstadt eine Vereinbarung zur Klimaneutralität unterschrieben. Das Ziel des Pakts mit dem Land Hessen: Bis 2050 sollen rund 59.000 Wohnungen klimaneutral gemacht werden. Es wird ein Marathon, sagen die drei Geschäftsführer Dr. Thomas Hain, Monika Fontaine-Kretschmer und Dr. Constantin Westphal im Gespräch. Mit der Ziellinie wisse nun aber auch jeder, wo anzupacken ist.

Zusätzliche Investitionen von 1,9 Milliarden Euro sollen die Wohnungen Ihres Unternehmens in den nächsten 30 Jahren CO2 -neutral machen.
Es muss neu gebaut und der Bestand modernisiert werden. Wird die NHW das alles auf die Mieten umlegen?

Thomas Hain: Mit Sicherheit nicht. Das können wir gar nicht als Unternehmen mit 50 Prozent Sozialmietern. Da muss also auch die Politik ran. Denn wenn wir durch Modernisierungen das Klima schützen – indem wir etwa dämmen oder Wärmepumpen einbauen –, dann profitieren Sie und ich genauso wie jeder andere Bürger. Deshalb muss sich die Öffentlichkeit an den Klimamaßnahmen eines öffentlichen Wohnungsunternehmens beteiligen.

Welcher Betrag fehlt denn noch, damit Ihnen unterwegs nach 2050 nicht die Puste ausgeht?

Thomas Hain: Ich schätze mal, dass etwa 60 Prozent der gesamten Investitionssumme auf energetische Modernisierungsmaßnahmen entfallen werden. Zu dieser Summe muss die Hälfte von außen zugeschossen werden.

Wie realistisch ist es, dass die Politik mitzieht?

Thomas Hain: Da sind wir zuversichtlich. Wir sind als erstes deutsches Wohnungsunternehmen die Vereinbarung mit Hessen eingegangen, unserem Haupteigentümer. Was wir an Mitteln für unser Klimaziel benötigen, ist dort bekannt – auch die Tatsache, dass jede von uns eingesparte Tonne CO2 allen zugutekommt.

Wie werden die Etappen der Umsetzung der Klimastrategie aussehen?

Monika Fontaine-Kretschmer: Da werden wir flexibel sein müssen, auch weil wir nicht wissen, welche Technologien in den nächsten 30 Jahren noch entwickelt werden.
Stand heute setzen wir auf einen Mix aus Dämmung und Wärmepumpen, die mit ‘grünem’ Strom betrieben werden. Andererseits können wir nicht darauf warten, dass sich diese Technologien noch mehr perfektionieren.
Eine Heizanlage hat heute eine Lebenserwartung von 25 Jahren. Das bedeutet, dass wir schon 2025 Entscheidungen fällen müssen, die für die folgenden Generationen 2050 nicht zur Sackgasse werden. Es muss also rasch losgehen mit den Maßnahmen, aber wir müssen den Kurs anpassen können.

Monika Fontaine-Kretschmer

Wir müssen mit den Maßnahmen dort anfangen, wo es die größten Potenziale für die CO2-Einsparung gibt.

Monika Fontaine-Kretschmer, Geschäftsführerin der Unternehmensgruppe Nassauische Heimstätte | Wohnstadt

Auf welchen Energiestandard zielt denn die NHW nun bei ihrer Klimastrategie ab?

Monika Fontaine-Kretschmer: Das große Plus ist: Die Klimavereinbarung sorgt für Planungssicherheit.
Dass es die bisher nicht gab, sieht man etwa auch an der Vielfalt in unserem Bestand. Wir haben Passivhäuser, es gibt Niedrigenergiegebäude, es gibt Gebäude mit dem Standard KfW 40 und welche mit KfW 55. Wir müssen mit den Maßnahmen dort anfangen, wo es die größten Potenziale für die CO2-Einsparung gibt. Bei neu gebauten Mietwohnungen haben wir uns auf den Standard KfW 55 festgelegt – das ist höher als der Durchschnitt der deutschen Wohnungsbranche.

Thomas Hain: Ergänzend dazu ist wichtig, dass wir jeweils berücksichtigen, was die Umgebung vor Ort bietet. In Kassel mag die optimale Wärmeversorgung anders aussehen als in Frankfurt oder Fulda.
Es mag hie und da Stadtwerke geben, die eine zu uns passende CO2-Strategie verfolgen. Auch ganze Quartierslösungen, etwa bei Heizungen, und die Kooperation mit anderen Wohnungsunternehmen muss man beim Klimaschutz immer zwingend mitdenken. Klimaschutz ist letztlich eine kollektive Aufgabe und er ist auch ökonomisch effektiver, wenn er finanziell auf mehreren Schultern ruht.

Klimaneutralität zu erreichen, bedeutet für uns einen Marathon – aber wir kennen ja nun das Ziel. Und das ist ein gutes Gefühl.

Dr. Thomas Hain, Leitender Geschäftsführer der Unternehmensgruppe Nassauische Heimstätte | Wohnstadt

Klimaschutzmaßnahmen bedeuten oft auch drastische Eingriffe in die Wohnsituation der Menschen. Wie gehen Sie damit um?

Constantin Westphal: Wir haben unseren Mietern bei der regulären Instandhaltung des Wohnungsbestandes bisher schon einiges zumuten müssen – das ist wahr. Oft bedeuten solche Maßnahmen drastische bauliche Maßnahmen, Aufstockungen etwa oder sogar Abriss und Neubau, was das Umsetzen der Mieter nötig macht. Auch Klimaschutzmaßnahmen wie Dämmungen oder der Einbau neuartiger Heizungssysteme können gravierende Einschränkungen für die Mieter bringen. Wir tun das maximal Mögliche, um das schonend umzusetzen. Aber wir versuchen auch zu vermitteln, dass der Mieter letztlich auch als Mitglied der Gesellschaft etwas von unseren Klimamaßnahmen hat.

Inwieweit müssen die Mieter den Klimaschutz im Alltag unterstützen?

Constantin Westphal: Das beste CO2-optimierte Gebäude nutzt nichts, wenn die Mieter nicht jeden Tag mitziehen. Deshalb bieten wir unseren Neumietern schon jetzt Energieschulungen an. Solche Maßnahmen müssen wir künftig für alle Mieter zur Regel machen. Sie sollen zum Beispiel verstehen, was es bedeutet, wenn sie eine Glühlampe gegen eine sehr sparsame LED-Lichtquelle tauschen, wie man richtig lüftet oder künftig unterschiedliche Stromtarife über den Tag hinweg nutzt. Wir beteiligen uns deshalb auch an einem Programm, das energierelevantes Mieterverhalten erforscht. Die Ergebnisse werden zeigen, wo wir unsere Mieter in puncto CO2-Reduzierung im Alltag noch unterstützen können.

Was ist, wenn Sie den ambitionierten Fahrplan bis 2050 nicht einhalten können?

Thomas Hain: Es gibt keine Alternative. Als Geschäftsführer hatten wir bisher immer die Wahl: Machen wir es nicht so aufwendig oder machen wir es vielleicht erstmal gar nicht. Aber diesen Weg gibt es nicht mehr mit der Klimavereinbarung, die wir eingegangen sind. Es geht nun nur noch darum, wie wir investieren und nicht mehr ob. Letztlich gilt: Diejenigen, die das Klimaziel nicht erreichen, haben eine Abgabe zu zahlen. Und die wird nicht bei 25 Euro die Tonne stehen bleiben, sondern sukzessive teurer werden.
Nichts zu tun, ist also keine Option. Klimaneutralität zu erreichen, bedeutet für uns einen Marathon –
aber wir kennen ja nun das Ziel. Und das ist ein gutes Gefühl.

Nachhaltigkeit & Klimaschutz bei der NHW

Eine zielorientierte Nachhaltigkeitsstrategie ist ein wesentlicher Bestandteil unserer Unternehmensstrategie. Was uns immer wieder antreibt hierfür eine Menge Energie einzusetzen, erfahren Sie in diesem Video. Wie wir Nachhaltigkeit bei der NHW umsetzen, lesen Sie auf der folgenden Seite.

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