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Bauen & Modernisieren Nachhaltigkeit
Ökologischen Quartiersentwicklung

Man muss vor den Umweltthemen keine Angst haben

Philipp Zindel im Interview über Ökonomie, Ökologie und Ästhetik am Beispiel des Schönhof-Viertels in Frankfurt.

Das Schönhof-Viertel setzt auch in ökologischer Hinsicht Maßstäbe. Schließlich haben die Projektpartner NHW und Instone ein klares Ziel vor Augen – das DGNB-Zertifikat in Gold auf Quartiersebene für besonders nachhaltiges Bauen. Philipp Zindel, Leiter des Fachbereichs Projektentwicklung und Akquisition Süd, erläutert im Interview, welche Herausforderungen es gibt, warum hier und da Kompromisse nötig sind – und warum er davon überzeugt ist, dass die NHW bei der Gratwanderung zwischen Ökonomie, Ökologie und Ästhetik auf dem richtigen Weg ist.

Ökologische Gesichtspunkte auf Quartiersebene

Auf Quartiersebene kann man die ökologischen Gesichtspunkte natürlich ganz anders angehen als bei einem Einzelobjekt. Das Schönhof-Viertel entsteht auf einem ehemaligen Industrieareal, wir gucken, dass wir sehr viele Flächen schaffen, auf denen Wasser wieder ganz normal ins Grundwasser abfließen kann. Und wir haben eine sehr, sehr große Parkanlage. Auch bei den Einzelgebäuden haben wir einen sehr hohen Energiestandard. Um unsere Klimaziele umzusetzen, gibt es Dachbegrünungen und aufgeständerte Solarflächen auf dem Dach. Aber wir schauen uns nicht nur den Hochbau an, sondern auch die Flächen dazwischen. Sind die Fahrradwege breit genug? Sind die Bordsteine abgesenkt? Hat der Fahrradfahrer Vorrang vorm Straßenverkehr? Dann beschäftigen wir uns natürlich auch mit der Bepflanzung der Freiflächen: Wie viel Fläche bepflanzen wir? Wie gehen wir mit Wassermanagement um? Welche Bäume sind resistent gegen Klimawandel? Und was für Tierarten können sich dort zukünftig niederlassen? Manche Aspekte haben dabei einen sehr großen Maßstab – wie zum Beispiel das Entsiegelungsthema –, und andere einen sehr kleinen, wie die Frage, wo wir einen Bordstein absenken oder an welchen Häusern wir eine Nische für Fledermäuse vorsehen.

Kein einfacher Prozess

Das alles zu entscheiden, ist natürlich kein einfacher Prozess, weil es hier auch verschiedene Interessenlagen gibt. Das kann man gut am Thema Stellplätze verdeutlichen. Zum einen gibt es Vorgaben, die im Rahmen des Bebauungsplans oder zum Beispiel der Stellplatzsatzung von der Stadt Frankfurt festgelegt sind. Die müssen wir einhalten. Aber wir haben durch unser Mobilitätskonzept mit Autos sowie E-Auto- und E-Bike-Sharing einen sehr niedrigen Stellplatzschlüssel erreicht. Allerdings haben aktuelle viele Käufer:innen und Mieter:innen noch den Wunsch nach einem eigenen Stellplatz.. Auf der anderen Seite haben wir aber im Blick, dass wir so viele Stellplätze in Zukunft gar nicht benötigen. Das muss immer miteinander abgewogen werden. Es ist also kein autofreies Quartier, aber wir haben darauf geachtet, den PKW-Verkehr auf das Nötigste zu reduzieren.

"Gold"

Bei der Entscheidungsfindung hilft uns die Deutschen Gesellschaft für Nachhaltiges Bauen (DGNB). Die DGNB ist ein Verein, der alle Akteure des Bauens zusammenbringt. Sie haben ein Zertifizierungssystem für nachhaltiges Bauen entwickelt. Für Neubauten gibt es drei verschiedene Standards – Silber, Gold und Platin – und wir wollen für das Quartier »Gold« erreichen. Dazu benutzen wir ein Mastertool, das alle Maßnahmen, die wir durchführen wollen, nach ökologischen und ökonomischen Kriterien gewichtet. So erkennen wir, was welche Einzelmaßnahme bringt – und wieviel sie kostet. Natürlich gucken wir bei den Maßnahmen auch mit Menschenverstand, ob es sinnvoll ist, aber grundsätzliche bestimmen die gesetzlichen Vorgaben, die Kosten und die Zertifizierung unser Vorgehen.

Günstiger Wohnraum

Denn als NHW ist es ja unsere Aufgabe, guten und günstigen Wohnraum zu schaffen. Wir müssen nicht nur, sondern wir wollen auch möglichst günstig bauen, damit wir am Ende auch unsere Mieten günstig halten können.

Hohe ästhetische Qualität

Wir haben für jeden einzelnen Hochbau und für den Park Architekturwettbewerbe durchgeführt, um auch eine möglichst hohe ästhetische Qualität zu haben. Aber wenn man auf die Kosten achtet, muss man, was die Ästhetik angeht, manchmal auch Kompromisse machen. Eine Putzfassade mit einem Wärmedämmverbundsystem ist zum Beispiel günstigster als eine schöne Klinkerwand. Andere Investoren nehmen dann einfach drei bis vier Euro mehr Miete pro Quadratmeter, aber wie sagen eher: »Gut, dann bauen wir lieber die günstigere Fassade.« Auf der anderen Seite haben wir im Schönhof-Viertel zwei Parkanlagen von jeweils 200 x 60 Meter, das sind sehr große Flächen, vor allem für die Innenstadt. Und wir geben relativ viel Geld für aus, dass der Park am Ende schön und qualitativ hochwertig wird. Das ist unser Fokus.

Das kriegen wir hin

Vom Schönhof-Viertel erhoffe ich mir einen Lerneffekt für das ganze Unternehmen. Wir sind, was die Umweltthemen anbelangt, ziemlich ambitioniert rangegangen und haben alle unsere Ziele gut umgesetzt. Man muss vor den Umweltthemen keine Angst haben. Und beim nächsten Mal legen wir die Latte noch ein bisschen höher. Und ich glaube, das kriegen wir auch hin.


Philipp Zindel

Leiter Projektentwicklung & Akquisition Süd