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Stadtentwicklung Verantwortung
Fragen an NHW-Geschäftsführerin Monika Fontaine-Kretschmer

Ein Drei-Stufen-Plan für die Innenstädte

Frau Fontaine-Kretschmer, als Sprecherin des Bundesverbandes DIE STADTENTWICKLER haben Sie im Januar vor dem Bauausschuss des Bundestages gesprochen – worum ging es? 

Monika Fontaine-Kretschmer (MFK): Es ging um die Zukunft der Innenstädte. Vor dem Hintergrund sich schon länger abzeichnender Entwicklungen und der aktuellen Effekte der Corona-Pandemie haben wir Vorschläge gemacht, um den Innenstädten zu helfen. Wir beobachten tiefgreifende Strukturveränderungen besonders beim Einzelhandel, bei Büroimmobilien und bei Hotels. Da wirkt die Pandemie oft noch verstärkend. Die Anteile der Nutzungen in den Innenstädten verändern sich von Innenstadt zu Innenstadt sehr unterschiedlich. Deshalb brauchen wir differenzierte Lösungsansätze, die die Stärken der Standorte ausspielen.

Wir schlagen vor, vorhandene Kräfte zu bündeln, alle Beteiligten an einen Tisch zu holen. Dazu haben wir einen Drei-Stufen-Plan vorgestellt. Bevor der umgesetzt werden kann, wird aber eine "Phase 0" benötigt, in der es Kommunen ermöglicht wird, für die Innenstädte kurz-, mittel- und langfristige Strategien zu entwickeln. In der eigentlichen Stufe 1 dann sollen Ad hoc-Maßnahmen weiteren Leerstand und Funktionsverluste minimieren. Dazu braucht es eine enge Zusammenarbeit zwischen Handel, Immobilienwirtschaft, Gastronomen sowie Kulturschaffenden, Kreativwirtschaft, Handwerk und urbanen Produzenten sowie Anbietern von neuen Arbeitsformen wie Co-Working. 

Was passiert in Stufe 2? 

MFK: Hier werden Strukturprobleme analysiert und Lösungsmöglichkeiten aufgezeigt, um den Wandel transparent und zügig umzusetzen. Ein breiter Dialog- und Strategieprozess mit der gesamten Bevölkerung soll zu einem Innenstadtleitbild und Strategien führen, die für Nutzungsvielfalt, Lebendigkeit und Attraktivität sorgen – und damit für einen Ort der Identifikation. Es geht darum, Innenstädte multifunktional und lebendig für alle zu machen – mit Handel, Kultur, Gastronomie, Arbeit, Bildung, Freizeit und auch mit Wohnen. 

Es bleibt Stufe 3… 

MFK: Hier geht es um die Städtebauförderung, die auf 1,5 Mrd. Euro aufgestockt werden sollte, da sie einen starken regionalwirtschaftlichen Effekt hat. Die Programmmittel müssen flexibel und unbürokratisch bereitstehen, z. B. für Zwischen-nutzungen. Ziel ist, den Einzelhandel durch Leerstandsabbau zu stärken, neue Nutzungen und innovative Geschäftsmodelle in den Zentren zu schaffen. 

Ein wichtiges Stichwort bei diesen Prozessen ist offenbar Flexibilität. 

MFK: Ja, wir brauchen mehr planungsrechtliche Spielräume und Instrumente für schnelle Planänderungen. Die Zentren sind stärker für Wohnen zu öffnen, besonders für unterschiedliche Wohnformen. Außerdem erfordern neue Arbeitsformen – z.B. verstärktes Homeoffice - neue Konzepte, zum Beispiel für wohnortnahes Arbeiten. Auch dies stärkt den Zusammenhalt in den Quartieren. Wir müssen auch in Wohnquartieren über einen geeigneten Funktionsmix nachdenken. Insgesamt kann dies auch die Chance bedeuten, neu über die Stadtentwicklungsziele und nachhaltige Stadtstrukturen nachzudenken. 

Vielen Dank, Frau Fontaine-Kretschmer, für das Gespräch. 

DIE STADTENTWICKLER

Die Mitglieder des Bundesverbandes DIE STADTENTWICKLER sind Stadtentwicklungsunternehmen, die seit Jahrzehnten als Berater und Dienstleister tätig sind. Sie gestalten Transformationsprozesse in Städten und Gemeinden und unterstützen die Kommunen dabei, Stadtentwicklung, städtebauliche Erneuerung und Stadtsanierung aktiv und zielgerichtet voranzubringen. Die Mitgliedsunternehmen sind Partner der Kommune und Vermittler zwischen Kommunen, Investoren und Bürgern. Sie sind Profis im Fördermittelmanagement und in der Partizipation unterschiedlicher Interessengruppen in Stadtentwicklungsprozessen und setzen die stadtentwicklungspolitischen Ziele des Bundes, der Länder und der Kommunen als Sanierungsträger sowie als Stadt- und Projektentwickler um. 

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