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Stadtentwicklung Nachhaltigkeit
Hessen bis 2050 klimaneutral

Die Klimaberater

Bei städtebaulichen Maßnahmen zu Klimaschutz und Klimaanpassung setzen die hessischen Kommunen auf die Beratung und langjährige Erfahrung der Profis des Unternehmensbereichs Stadtentwicklung.

Dass Klimaschutz Not tut, erkannte das Land Hessen bereits vor einigen Jahren. So beschloss die Landesregierung 2017, ein Jahr vor dem legendären Hitzesommer, einen Integrierten Klimaschutzplan. Er enthält 140 konkrete Maßnahmen, die von der Landwirtschaft über den Wirtschafts-, Verkehrs- und Energiebereich bis hin zum Gebäudesektor reichen. Ziel ist, die Treibhausgasemissionen bis 2025 im Vergleich zu 1990 um 40 Prozent zu reduzieren. Bis 2050 will das Bundesland ganz klimaneutral sein. „Diese ambitionierten Pläne sind nicht nur eine große Herausforderung für uns, sondern auch für die Kommunen“, weiß Markus Eichberger, Leiter des Unternehmensbereichs Stadtentwicklung. „Dennoch haben bereits mehr als 200 hessische Städte, Gemeinden und Landkreise eine Charta für den Klimaschutz unterschrieben. Das ist ein gutes Zeichen!“ Sie verpflichteten sich dadurch, auf Grundlage einer CO2-Bilanz Aktionspläne mit Maßnahmen zum Klimaschutz und zur Anpassung an die Folgen des Klimawandels zu erstellen und diese zu verwirklichen. „Bei der Planung und Umsetzung der Maßnahmen kommen dann wir ins Spiel“, ergänzt Eichberger.

Umfangreiche Maßnahmenpallette

Knapp 60 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter beraten die Kommunen hinsichtlich Maßnahmen zum Klimaschutz und zur Klimaanpassung im Bereich Stadtentwicklung. Dabei geht es vor allem um energiesparende und verkehrsvermeidende Stadtstrukturen sowie um die Erstellung von Konzepten für die Energieversorgung, Mobilität und Freiräume, aber auch um bauliche Arbeiten im öffentlichen und privaten Bereich. „Wir haben großen Einfluss auf die Wahl der Maßnahmen und deren Ausführung in den jeweiligen Sanierungs- und Städtebauförderungsgebieten“, verdeutlicht Eichberger. „Dabei schlagen wir sowohl investive als auch nicht-investive Maßnahmen wie die Bürgerberatung vor, bestimmen die Aufgabenstellung und wirken nicht zuletzt auf deren Ausführung und das Ergebnis ein.“ Zu den Maßnahmen gehören vor allem die Wiedernutzbarmachung von Brachflächen, die Nachverdichtung und Verbesserung des Wohnumfelds und die Aufwertung von Stadtkernen, um einer Außenentwicklung in bislang unbebaute Bereiche entgegenzuwirken.

Spezielle Konzepte gefragt

Die Themen Klimaschutz und Klimaanpassung sind in den Konzepten des Unternehmensbereichs Stadtentwicklung fest verankert. Sie dienen den Kommunen dazu, Fördermittel von Bund und Land für entsprechende Maßnahmen zu erhalten. „Allein im Förderprogramm der KfW Bank haben wir derzeit 20 Konzepte abgeschlossen oder in Arbeit“, verdeutlicht Eichberger. „Darüber hinaus übernehmen wir bei sechs Projekten das Umsetzungsmanagement.“ Bei den Beteiligungsprozessen in den Kommunen wird deutlich, dass die Bürger immer mehr Maßnahmen in Sachen Klimaschutz und Klimaanpassung fordern.

Stärkung der grünen und blauen Infrastruktur

Vor dem Hintergrund der Klimaveränderungen kommt im Stadtumbau vor allem der sogenannten grünen und blauen Infrastruktur eine besondere Bedeutung zu. Bei ersterer handelt es sich um Park- und Grünflächen, begrünte Straßen, Plätze, Dächer, Fassaden und Höfe sowie um öffentliche und private Gärten. Zur blauen Infrastruktur gehören Wasserflächen und Flussufer. „Die Stärkung dieser Flächen leistet einen entscheidenden Beitrag zur Anpassung an die Folgen des Klimawandels, denn sie kühlen die Quartiere und sorgen für eine bessere Versickerung von Niederschlägen“, betont Eichberger. Des Weiteren schaffe die attraktive Gestaltung von Grünflächen und Gewässern eine höhere Lebens- und Standortqualität. Eichberger: „Das ist gerade für Städte, die sich in einem demografischen und wirtschaftsstrukturellen Wandel befinden, von hoher Bedeutung, denn dadurch wird auch der Tourismus gefördert.“

Markus Eichberger

Die Stärkung dieser Flächen leistet einen entscheidenden Beitrag zur Anpassung an die Folgen des Klimawandels, denn sie kühlen die Quartiere und sorgen für eine bessere Versickerung von Niederschlägen

Markus Eichberger, Leiter Unternehmensbereich Stadtentwicklung

Die Schaffung qualitativ hochwertiger grüner Infrastruktur hat auch das bisherige Städtebauförderprogramm „Zukunft Stadtgrün in Hessen“ zum Ziel. Mit Gießen, Kassel und Kelsterbach werden derzeit gleich drei Städte im Rahmen des Förderprogramms vom Unternehmensbereich betreut. 2017 beauftragte die Universitätsstadt Gießen die Stadtentwickler mit der Erstellung eines Integrierten Städtebaulichen Entwicklungskonzepts (ISEK) für das Fördergebiet „Grüner Anlagenring Innenstadt“. „Die Umsetzung der Maßnahmen aus unserem Konzept leistet einen wichtigen Beitrag zur Verbesserung des Stadtklimas“, ist der zuständige Projektleiter Claus Schlindwein überzeugt. „Dabei werden die Grünflächen in dem hochversiegelten Innenstadtbereich aufgewertet, Grünverbindungen geschaffen und die biologische Vielfalt im urbanen Raum gestärkt.“

Gute Aussichten

Nicht zuletzt die Zielvereinbarung der NHW, bis 2050 klimaneutral zu sein, hat die Glaubwürdigkeit des UB Stadtentwicklung in punkto Klimaschutz und -anpassung bei den Kommunen weiter erhöht. „Wir gehen davon aus, dass das positive Auswirkungen auf die Nachfrage nach unseren Dienstleistungen haben wird“, ist sich Eichberger sicher. „Um unsere Auftraggeber optimal beraten zu können, müssen wir die Qualifikation unserer Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter immer auf einem hohen Level halten.“ Grund hierfür sei auch, dass Maßnahmen zu Klimaschutz und -anpassung bereits Voraussetzung in Städtebaufördergebieten sind. Zudem starten 2020 die ersten Gebietsentwicklungen mit der Baulandoffensive Hessen. „Dann haben wir die Möglichkeit, als Treuhänder in Zusammenarbeit mit den Kommunen in den Baugebieten entsprechende Maßnahmen umzusetzen“, wirft Eichberger einen Blick in die nahe Zukunft.


Markus Eichberger

Dipl.-Ing. Raum- und Umweltplanung | Bauassessor Markus Eichberger

Leiter Stadtentwicklung